„Die Branche wird wieder in Schwung kommen“ – Dirk Reinsberg im Gespräch mit Getränke News

„Die Branche wird wieder in Schwung kommen“ – Dirk Reinsberg im Gespräch mit Getränke News

Der erneute Lockdown seit Anfang November hat die Krise der Gastronomie und der Getränkebranche noch einmal verschärft. Absatz- und Umsatzrückgänge haben historische Dimensionen. Davon betroffen ist auch der gastronomieorientierte Getränkefachgroßhandel (GFGH). Getränke News fragte GFGH-Bundesverbandschef Dirk Reinsberg nach den größten Herausforderungen für 2021.

Getränke News: Was werden 2021 die größten Herausforderungen der Getränkebranche sein? Ab wann erwarten Sie wirtschaftlichen Aufschwung?

Reinsberg: Unser vordringlichstes Ziel muss sein, die Pandemie gemeinschaftlich nachhaltig zu bekämpfen und einzudämmen. Gelingt uns dies, wovon ich überzeugt bin, werden wir auch im Laufe des Jahres 2021 und den Folgejahren an bisherige wirtschaftliche Erfolge anknüpfen können. Die derzeit schwer gebeutelte Gastronomie, der gastronomieorientierte Getränkefachgroßhandel und fassbierorientierte Brauer werden wieder in Schwung kommen.

Getränke News: Was fordern Sie bis dahin von der Politik?

Reinsberg: Die bereits initiierten Maßnahmen sowie Wirtschaftshilfen sollten unbürokratisch abgewickelt und ausgezahlt werden und gegebenenfalls auf ein volkswirtschaftlich vertretbares Maximum ausgeweitet werden. Gleichzeitig sollte seitens der Politik Klarheit darüber geschaffen werden, dass sich die Steuerlast der Unternehmen aufgrund der aktuell erhöhten Staatsausgaben in den nächsten Jahren nicht negativ verändern wird. Das gibt Planungssicherheit und fördert unternehmerisches Handeln. Beides brauchen wir, um die ohnehin auf der Agenda stehenden Herausforderungen anzugehen und zu meistern.

Getränke News: … die da wären?

Reinsberg: Digitalisierung und Klimawandel. Zwei Megathemen, deren Auswirkungen auch wir in der Getränkebranche unmittelbar zu spüren bekommen. Wir sollten hier die Herausforderung annehmen und aktiv handeln und gestalten. Ein Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Getränke News: Wie sollte sich der Getränkefachgroßhandel darauf vorbereiten?

Reinsberg: Jeder Getränkefachgroßhändler muss sich die Frage stellen, wie er in einem zunehmend digitalisierten Umfeld seine internen Prozesse anpasst, optimiert und digitalisiert. In diesem Bereich ist durch die Corona-Krise eine Dynamik zu spüren, der sich kaum einer zu entziehen vermag. Digitale Netzwerke und Plattformen bilden teilweise einen vollkommen neuen Wirtschaftszweig bzw. revolutionieren bestehende
Dienstleistungsangebote. Der sich abzeichnende Wandel ist fundamental und nicht jeder ist darüber erfreut. Allerdings bietet die digitale Disruption viele Chancen. Wir müssen sie „nur“ ergreifen.

Getränke News: Stichwort Klimawandel: Inwieweit sollte die Getränkebranche hier ihren Beitrag leisten?

Reinsberg: Der Getränkefachgroßhandel ist seit Jahrzehnten wichtiger Bestandteil des Mehrwegsystems. Mehrweg ist gelebter Klimaschutz und reduziert den CO2-Ausstoß, so dass wir all unsere Anstrengungen zur Revitalisierung und zum Ausbau des Mehrwegsystems gemeinschaftlich mit unseren Partnern fortsetzen werden. In diesem Zusammenhang hoffe ich sehr, dass das Jahr 2021 einen Durchbruch für einen gemeinsamen und einheitlichen Flaschen-Mehrwegpool der Brauer bringen wird, der verbindliche Regeln für die Teilnahme definiert, Qualitätsstandards sicherstellt und gleichzeitig Neutralität und Unabhängigkeit jedes Unternehmens gewährleistet. Das wäre für das Mehrwegsystem ein wichtiger Meilenstein. Mit Blick auf die zu erreichenden Klimaziele müssen sich die Unternehmen auch in vielen anderen Bereichen noch optimieren. Klimaneutralität sollte hier im Fokus stehen.

Getränke News: Klimaschutz kostet aber auch Geld.

Reinsberg: Das ist richtig. Klimaschutz ist teuer, aber alternativlos, denn nicht zu handeln führt über kurz oder lang in ein für uns alle unkalkulierbares Fiasko, sowohl finanziell als auch menschlich. Wenn wir jetzt nicht handeln und beginnen Lebens- und Arbeitsweisen zu ändern, werden wir genauso dramatisch an der Klimakrise scheitern, wie wir daran gescheitert sind, die Ausbereitung des Coronavirus rechtzeitig zu verhindern. Die Corona- und Klimakrise haben insoweit zwei Dinge gemeinsam: Sie sind beide sehr abstrakt und daher für uns oft „sehr weit weg“. Das jedoch nur genauso lange, bis sie ihre jeweiligen verheerenden Wirkungen entfalten und damit für uns sichtbar und spürbar werden. Beide lassen sich aber auch durch klare, plan- und umsetzbare Maßnahmen und konsequentes Handeln stark beeinflussen und in unserem Sinne minimieren. Daran müssen wir arbeiten!

Das Interview ist am 19. Januar 2021 in dem Online-Magazin Getränke News erschienen.

Digitaler Herbst des BV GFGH: vielseitig und inhaltsgeladen

Digitaler Herbst des BV GFGH: vielseitig und inhaltsgeladen

 

Berichterstattung des Fachmagazins GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL über den ersten Digitalen Herbst des BV GFGH:

 

GEDAT: Podiumsdiskussion auf der BrauBeviale zu Artikelstammdaten jetzt als Video verfügbar

GEDAT: Podiumsdiskussion auf der BrauBeviale zu Artikelstammdaten jetzt als Video verfügbar

Presseerklärung der GEDAT Getränkedaten GmbH vom 14. Januar 2021:

„Mit einheitlichen Stammdaten die Kosten um ein Viertel senken“

Podiumsdiskussion auf der BrauBeviale zu Artikelstammdaten jetzt als Video verfügbar

Die vom Getränkedatenspezialist GEDAT im Rahmen der letzten digitalen BrauBeviale@stage ausgerichtete Podiumsdiskussion über den Nutzen harmonisierter Artikelstammdaten zog über hundert Zuschauer an. Unter dem Titel „Das Babylon der Getränkewirtschaft – Wettbewerbsfähigkeit durch einheitliche Datenstrukturen“ diskutierten am 10. November 2020 hochrangige Gesprächspartner aus den Bereichen Hersteller, Getränkefachgroßhandel, Verbundgruppe, ERP und Lösungsanbieter.

Moderiert wurde von Dr. Klaus Stadler, die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren:

  • Dirk Reinsberg, Bundesverband des Getränkefachgroßhandels e.V.
  • Andreas Vogel, GEVA
  • Henning Meyer, Kontor N
  • Thorsten Schön, Pro-Getränke GmbH
  • Jan Beerwerth, Krombacher Brauerei
  • Matthias Kehl, Orgasoft
  • Sven Albrecht, GEDAT Getränkedaten GmbH

Die Diskussion kann ab sofort auf dem Portal der BrauBeviale als Aufzeichnung nachträglich angesehen werden (nach Login zu erreichen unter https://www.mybeviale.com/ActionArea/ZukunftskonzeptDigitalisierungDasBabylonDerGetraenkewirtschaft).

Einig waren sich alle darin, dass einheitliche Daten absolut notwendig sind, die von allen Marktteilnehmern genutzt werden. Am besten in Form eines einheitlichen „Artikelpass“, der so wie ein Personalausweis alle notwendigen Angaben zur zweifelsfreien Identifikation enthält. Dirk Reinsberg vom BV GFGH dazu: „Einheitliche Stammdaten sind das Fundament unserer Tätigkeiten in der Branche. Mit einheitlichen Daten sparen wir uns viele Systembrüche und verfügen über die Grundlage für die anstehende Digitalisierung.“

Ein anschauliches Beispiel für die Größenordnung unterschiedlicher Artikelbeschreibungen und den Aufwand, diese durch sogenanntes „Mapping“ anzugleichen, nennt Torsten Schön von Pro Getränke: „Wir führen in unseren 700 Getränkemärkten über 90.000 Artikel. Zusammen mit den GFGH, die unsere Getränkemärkte beliefern, werden diese Artikel in rund 1,5 Mio. Schreibweisen genutzt. Wir haben 70 Mal Becks 20×0,5 Liter im System. Von jedem Markt, von jedem GFGH unterschiedlich bezeichnet.“

Andreas Vogel von der GEVA kann eine Zahl nennen: „Mit einheitlichen Daten können die Kosten im Stammdatenmanagement um ein Viertel gesenkt werden.“

„Die Getränkebranche ist sehr heterogen aufgestellt, zwischen dem was die Fachgroßhändler brauchen und was die Brauereien liefern.“ bestätigt Henning Meyer von Kontor N. Matthias Kehl von Orgasoft ergänzt: „Es ist eine Herausforderung, auf GFGH-Seite eine einheitliche Schnittstelle für die heterogene Systemlandschaft zu schaffen.“

Die heutige Realität im Datenaustausch zwischen Herstellern und dem Getränkefachgroßhandel ist also wenig standardisiert und von Reibungsverlusten geprägt. Bleibt die Frage, wie kommen die Daten nun vom Hersteller zum GFGH, gibt es dafür keine Lösung? „Doch“, so Sven Albrecht von GEDAT. „Mit getITEM gibt es einen zentralen Bezugspunkt, der alle für die Getränkewirtschaft relevanten Attribute enthält. 170 Felder mit Informationen zu Logistik, Pfand, LMIV und Marketingtexten samt Produktabbildung. Die Verantwortung zur Stammdatenpflege liegt bei den Herstellern.“ Jan Beerwerth von der Krombacher Brauerei dazu: „Wir als Hersteller sind gehalten, den Artikelpass vollständig zur Verfügung zu stellen.“ und appelliert an alle Beteiligten: „Das System lebt von der Beteiligung. Wenn alle mitmachen, Hersteller wie GFGH, dann führt es auch zum Erfolgt.“

Zum Hintergrund einheitlicher Datenstrukturen

Artikelstammdaten sind Grundlage für alle Geschäftsprozesse und dienen somit der optimalen Versorgung des Marktes mit Produkten. Sie umfassen Informationen zu Logistik, Pfand, Lebensmittelinhaltsstoffen, Allergenen, Produktabbildung sowie Marketingtexten. Sie sind notwendige Basis, um Geschäftsprozesse vollständig zu digitalisieren, zu verschlanken und Betriebskosten zu senken. Zwischen Sender und Empfänger sind unvollständige Daten und Medienbrüche in der Übermittlung heute der Standard. Das erhöht die Fehleranfälligkeit in Prozessabläufen, führt zu Mehrkosten und macht deren vollständige Digitalisierung unmöglich. In der Praxis resultiert das beispielsweise in fehlerhaften Bestellungen, Abrechnungen und hemmt den erfolgreichen Betrieb von eCommerce-Plattformen. GEDAT hat mit getITEM im April 2020 einen Service an den Markt gebracht, der einen digitalen Austausch von aktuellen, validen und vollständigen Daten ermöglicht.

Über GEDAT Getränkedaten GmbH
GEDAT ist DIE Plattform für den Informationsaustausch in der Getränkebranche. Wir bieten automatisierte Prozesse im Bereich der indirekten Distribution. Wir verbinden über 2.000 Getränkefachgroßhändlern mit rund 70 Herstellern aus den Bereichen Bier, Mineralbrunnen, AfG, Spirituose und Wein. Unabhängig vom Sortiment oder davon, ob ein Akteur national, regional oder lokal aktiv ist.

www.gedat-service.de

Gemeinsame Presse­erklärung der Verbände der Getränkewirtschaft: Weichenstellung für das Mehrwegsystem

Gemeinsame Presse­erklärung der Verbände der Getränkewirtschaft: Weichenstellung für das Mehrwegsystem

Gemeinsame Presseerklärung vom 11. Dezember 2020:

Wichtige Weichenstellung für das umweltfreundliche Mehrwegsystem:
Getränkewirtschaft begrüßt Entscheidung der Finanzministerien von Bund und Ländern

Die Verbände der Getränkewirtschaft haben die Entscheidung der Finanzministerien von Bund und Ländern zur zukünftigen steuerlichen Behandlung von Mehrwegflaschen begrüßt. Getränkehersteller, die Einheitsleergut verwenden, haben nun die Wahl, dieses bilanzsteuerlich entweder weiterhin wie Individualleergut zu behandeln oder die in der Vergangenheit dafür gebildeten bilanziellen Rückstellungen in jährlichen Raten aufzulösen. „Dies ist ein guter Kompromiss und eine wichtige Weichenstellung für das umweltfreundliche Mehrwegsystem“, erklärten der Deutsche Brauer-Bund, der Verband der Privaten Brauereien Deutschland, der Verband Deutscher Mineralbrunnen, die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, der Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie und der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels in einer gemeinsamen Mitteilung.

Mit einem diese Woche vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) veröffentlichten Schreiben zur Bilanzierung von Pfandgeldern wird bundesweit eine Vereinfachungsregelung eingeführt, die es allen Getränkeherstellern und -abfüllern erlaubt, die über Jahrzehnte bewährte Praxis, für jede Art von Mehrwegflaschen Rückstellungen zu bilden, weiterzuführen. Die Anwendung der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes von 2013, die eine buchungsmäßige Trennung von Individual- und Einheitsleergut verlangt, hätte in den praktischen Abläufen der Getränkebetriebe – insbesondere bei der Rückführung des Leerguts – zu einem unverhältnismäßig hohen Aufwand geführt und das Mehrwegsystem sowie die Betriebe dadurch massiv belastet. Aus diesen Gründen soll es nach dem Beschluss der Finanzbehörden auch künftig nicht beanstandet werden, wenn Betriebe Einheitsleergut steuerbilanziell weiterhin wie Individualleergut verbuchen.

„Wir danken allen Partnern aus Politik, Wirtschaft und von Seiten der Umweltverbände, die uns über Monate in unseren Anstrengungen unterstützt haben, gemeinsam mit Bund und Ländern einen guten Kompromiss im Interesse des Mehrwegsystems und der Getränkewirtschaft zu finden“, erklärten die Verbände. Sie hoben besonders die Unterstützung durch die Bundesregierung, einzelne Landesregierungen und den Bundestag hervor. Bundesfinanzministerium und Bundesumweltministerium hätten sich an der Seite der Bundesländer für eine pragmatische und zielführende Regelung eingesetzt, die für die Betriebe wie für die Finanzverwaltung praktikabel und unbürokratisch sei. „Die Vereinfachungsregelung für die Bilanzierung der Milliarden in Deutschland in Umlauf befindlichen Mehrwegflaschen ist ein wichtiger Schritt auf unserem gemeinsamen Weg, unser weltweit einmaliges Mehrwegsystem in Deutschland fit zu machen für die Zukunft. Jetzt kommt es darauf an, die im BMF-Schreiben enthaltenen Regelungen im Sinne des Mehrwegsystems in der Praxis auch zur Anwendung zu bringen.“

Für alle Mitglieder der Verbände der Getränkewirtschaft werden im Januar 2021 kostenfreie Webinare angeboten, in denen über die Umsetzung der neuen Regelung in die Praxis informiert wird. Voranmeldungen sind bereits jetzt per Mail beim Deutschen Brauer-Bund möglich. Das BMF-Schreiben kann hier abgerufen werden.

Ansprechpartner für die Medien

Dirk Reinsberg, Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V

Monschauer Str. 7
40549 Düsseldorf
Telefon: +49 211 683938
reinsberg@bv-gfgh.de
www.bv-gfgh.de

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer
Deutscher Brauer-Bund e.V.

Neustädtische Kirchstr. 7A
10117 Berlin
Telefon: +4930 20916725
eichele@brauer-bund.de
www.brauer-bund.de

Udo Kremer, Geschäftsführer
Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V.

Kennedyallee 28
53175 Bonn
Telefon: +49 228 9599012
udo.kremer@vdm-bonn.de
www.vdm-bonn.de

Klaus Heitlinger, Geschäftsführer
Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie e.V.

Mainzer Straße 253
53179 Bonn
Telefon: +49 228 954600
heitlinger@fruchtsaft.org
www.fruchtsaft.org

Roland Demleitner, Geschäftsführer
Verband Private Brauereien Deutschland e.V.
Rheinstraße 11
65549 Limburg
Telefon: +49 6431 52048
info@private-brauereien.de
www.private-brauereien.de

Dr. Detlef Groß, Hauptgeschäftsführer
Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V.

Monbijouplatz 11
10178 Berlin
Telefon: +49 30 259 2580
dgross@wafg.de
www.wafg.de

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

Gemeinsame Presse­erklärung der Verbände der Getränkewirtschaft: Weichenstellung für das Mehrwegsystem

Gemeinsame Presse­erklärung der Getränke­wirtschaft: Wirksame Hilfen und klare Perspektiven – jetzt!

Gemeinsame Presseerklärung vom 2. November 2020:

Wirksame Hilfen und klare Perspektiven – jetzt!

Die Beschlüsse von Bund und Ländern zur heute in Kraft getretenen Schließung von Gaststätten, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen haben nicht nur für die Gastronomie dramatische Auswirkungen. Auch die Getränkewirtschaft mit mehreren tausend mittelständischen und handwerklichen Betrieben wird durch die Maßnahmen massiv belastet. Die Verbände der Getränkewirtschaft erklären sich solidarisch mit Gastronomie und Hotellerie – sie sind und bleiben unsere wichtigsten Partner.

Ob Restaurant, Hotel oder die Kneipe um die Ecke – das Gastgewerbe hat in den vergangenen Monaten immense Anstrengungen geleistet, um die Vorgaben für den Infektionsschutz umzusetzen. Die Corona-Pandemie stellt für die gesamte Gesellschaft eine sehr ernsthafte Bedrohung dar. Viele Betriebe sind deshalb teilweise noch über die staatlichen Standards hinausgegangen und haben bis zuletzt in Hygienekonzepte und Außenbereiche investiert, um auch während der kalten Jahreszeit für Gäste und Mitarbeiter einen sicheren Betrieb gewährleisten zu können. Umso bitterer ist es für die Gastronomie, dass nun ein erneuter Lockdown erfolgt, der die existenzbedrohten Betriebe nach einer kurzen Phase der Erholung zur Schließung zwingt. Zu Recht weist die Gastronomie auf das hohe Maß des Infektionsschutzes hin und stellt die Frage, wie viele der bisher nachgewiesenen Infektionen tatsächlich auf Gaststätten oder Hotels zurückzuführen sind. Wir sind überzeugt: Nur wenn politische Entscheidungen auf einem festen wissenschaftlichen Fundament stehen, werden sie ein Höchstmaß an Akzeptanz finden. Die Schließung der Gastronomie dürfte dazu führen, dass sich noch mehr soziale Kontakte ins Private verlagern und damit ins Unsichtbare, wo sie wirksamen Hygienekonzepten und einer Nachverfolgbarkeit entzogen sind.

Begründet wurde die erneute Schließung der Gastronomie von Bund und Ländern damit, dass im Gegenzug andere Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft geöffnet bleiben können. Wenn der Staat mit Blick auf das Gemeinwesen gezielt einen einzelnen Wirtschaftsbereich besonderen Belastungen aussetzt, steht er in der Pflicht, die betroffenen Betriebe und Mitarbeiter auch besonders zu unterstützen. Wir begrüßen die Absicht der Bundesregierung, „massiv wirtschaftliche und finanzielle Hilfe anzubieten“. Und wir erwarten, dass die angekündigten Hilfen nunmehr schnell und unbürokratisch auf den Weg gebracht werden. Es muss aber auch sichergestellt sein, dass über die Gastronomie hinaus ähnlich schwer betroffene Betriebe der (Liefer-)Kette eine Unterstützung erhalten, die diesen Namen verdient und das Überleben dieser Betriebe sichert.

Gaststätten und Hotels, Kneipen und Bars, Clubs und Caterer, Event- und Konzertveranstalter, Getränkewirtschaft und andere Zulieferer – sie alle brauchen nicht nur Unterstützung, sondern auch eine klare Perspektive für die Zukunft. Viele dieser familiengeführten Unternehmen stehen in der Corona-Krise am Abgrund und erwarten eine Politik mit Augenmaß, die bereit ist zu einer ehrlichen Analyse der Situation, einschließlich der zeitlichen Horizonte, und einer offenen Diskussion notwendiger Maßnahmen. Ziel muss es sein, Unsicherheit zu ersetzen durch Strategien, die den Gesundheitsschutz der Bevölkerung sicherstellen und gleichzeitig das Überleben von unverschuldet in Not geratenen Betrieben.

Ansprechpartner für die Medien

Dirk Reinsberg, Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V

Monschauer Str. 7
40549 Düsseldorf
Telefon: +49 211 683938
reinsberg@bv-gfgh.de
www.bv-gfgh.de

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer
Deutscher Brauer-Bund e.V.

Neustädtische Kirchstr. 7A
10117 Berlin
Telefon: +4930 20916725
eichele@brauer-bund.de
www.brauer-bund.de

Udo Kremer, Geschäftsführer
Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V.

Kennedyallee 28
53175 Bonn
Telefon: +49 228 9599012
udo.kremer@vdm-bonn.de
www.vdm-bonn.de

Klaus Heitlinger, Geschäftsführer
Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie e.V.

Mainzer Straße 253
53179 Bonn
Telefon: +49 228 954600
heitlinger@fruchtsaft.org
www.fruchtsaft.org

Roland Demleitner, Geschäftsführer
Verband Private Brauereien Deutschland e.V.
Rheinstraße 11
65549 Limburg
Telefon: +49 6431 52048
info@private-brauereien.de
www.private-brauereien.de

Dr. Detlef Groß, Hauptgeschäftsführer
Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V.

Monbijouplatz 11
10178 Berlin
Telefon: +49 30 259 2580
dgross@wafg.de
www.wafg.de

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

 

Eine Branche in Not: Dirk Reinsberg im Gespräch mit Getränke News über die Auswirkungen der zweiten Welle

Eine Branche in Not: Dirk Reinsberg im Gespräch mit Getränke News über die Auswirkungen der zweiten Welle

Die zweite Corona-Welle rollt – mit verheerenden Folgen für die Gastronomie und damit auch den Getränkefachgroßhandel (GFGH). Das gerade verabschiedete neue Hilfspaket der Bundesregierung werde nicht reichen, um das Schlimmste zu verhindern, meint Dirk Reinsberg. Getränke News sprach mit dem GFGH-Bundesverbandschef über eine Branche in Not.

Getränke News: Die Corona-Pandemie gibt – nach einer leichten Entspannung im Sommer – wieder Anlass zu großer Sorge und erinnert an die schlimme Situation im Frühjahr: Angesichts des weitgehenden Lockdowns fürchteten in der Umfrage Ihres Verbands vom April über 40 Prozent um die Existenz. Wie ist denn der GFGH bisher durch die Krise gekommen?

Reinsberg: Das ist sehr unterschiedlich. Händler, die vor allem den Lebensmittelhandel beliefern oder eigene Märkte betreiben, sind im Allgemeinen gut oder zufriedenstellend über den Sommer gekommen. Die Kollegen hingegen, die stark vom Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft leben, für die ist die Lage teilweise desaströs. Da sehen wir Rückgänge von 50, 60 und mehr Prozent. Das kann sich kein Unternehmen lange leisten. Hier und da wird es ernsthafte Gespräche geben, wie es weitergeht.

Getränke News: Mit der „Überbrückungshilfe II“ bringt die Bundesregierung jetzt ein weiteres Corona-Hilfspaket für kleine und mittelständische Unternehmen an den Start. Wie groß ist der Nutzen des Pakets für die Gastronomie- und Veranstaltungsbranche, von
deren Wohlergehen der GFGH ja direkt abhängt?

Reinsberg: Man muss das Paket im Zusammenhang mit den Maßnahmen sehen, die die Bundesregierung sonst noch getroffen hat: Eines der entscheidendsten Elemente ist das Kurzarbeitergeld, das bereits im August bis Ende 2021 verlängert wurde. Das ermöglicht Unternehmen schon einmal, in schwierigen Zeiten ihr Personal zu halten. Zur Entlastung trägt auch bei, dass Unternehmen Sozialversicherungsbeiträge zurückerstattet bekommen können. Jetzt kommt noch die so genannte „Überbrückungshilfe II“ hinzu; dahinter stehen immerhin 25 Milliarden Euro, die an in Not geratene Unternehmen aller Branchen verteilt werden können. Darin wurden einige Webfehler, die das erste Hilfspaket noch hatte, repariert: Bekanntlich waren die Hürden für eine Beantragung anfangs sehr hoch: Kleinstunternehmen und Soloselbständige konnten die Leistungen gar nicht in Anspruch nehmen. Auch die Grenzen bei den  Umsatzrückgängen wurden abgesenkt: Von Hilfen können jetzt schon Unternehmen profitieren, die von April bis August 30 Prozent Rückgänge hatten. Zuvor musste der Verlust bei mindestens 50 Prozent liegen. Nicht zuletzt wurden die Zuschüsse erhöht, die an einzelne Betriebe ausgezahlt werden können. Und wir sprechen hier ausschließlich von Summen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Wenn es den betroffenen Gastronomen durch das neue Paket besser geht, profitiert davon auch der Getränkefachgroßhandel.

Getränke News: Wird das aus Ihrer Sicht reichen, um das Schlimmste zu verhindern?

Reinsberg: Nein, das wird nicht reichen. Die Situation in der Gastronomie spitzt sich ja gerade noch einmal extrem zu. Zu den dramatisch steigenden Infektionszahlen kommt, dass die Gäste wegen der kälteren Witterung nicht mehr draußen sitzen können. Aktuell gibt es zudem vielerorts immer mehr Einschränkungen wie Sperrstunden und Alkoholverbote, die die Handlungsspielräume weiter eingrenzen. Wenn eine Gaststätte um 21 Uhr oder früher schließen muss, kann der Wirt vielleicht jeden Tisch nur einmal am Abend belegen. Es ist die Frage, ob es sich dann überhaupt lohnt zu öffnen. Das Ganze kommt am Ende einem schleichenden Lockdown gleich.

Getränke News: Wie könnte es also weitergehen?

Reinsberg: Die Überbrückungshilfe II läuft bis zum Jahresende. Dann kommt eine weitere Durststrecke: Januar bis März sind ohnehin schlechte Monate für die Gastronomie. Wer bis dorthin überlebt, wird spätestens dann in noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten
geraten. Wenn wir in Zukunft noch Gastronomiebesuche und Veranstaltungen genießen wollen, werden wir weitere Hilfen für die gesamte Branche und ihre Partner brauchen. Das weiß aber auch die Bundesregierung: Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet bereits an
einem weiteren Hilfspaket.

Getränke News: Wo sehen Sie Schwächen, wo müsste nachgebessert werden?

Reinsberg: Ach, man kann natürlich immer sagen, es muss noch mehr sein … Andererseits muss man auch realistisch bleiben: Was kann sich der Staat am Ende überhaupt leisten? Das neue Paket heißt bezeichnenderweise „Überbrückungshilfe“, das heißt, es soll helfen, über
das tiefe Tal hinwegzukommen. Nicht mehr und nicht weniger. Und dazu ist das Paket grundsätzlich in der Lage. Entscheidend wird sein, dass es in den nächsten Wochen und Monaten keine weiteren einschneidenden Restriktionen gibt und die Hilfen in 2021 fortgesetzt und ggfs. für die besonders betroffene Veranstaltungs-, Gastronomie- und Tourismuswirtschaft und deren Partner spezifiziert werden.

Getränke News: Zurzeit steigen die Corona-Infektionszahlen stark. Was glauben Sie: Worauf muss sich die Branche in den nächsten Monaten einstellen?

Reinsberg: Der Blick in andere europäische Länder unter anderem mit Sperrstunden und Ausgangssperren macht nicht gerade Mut. Natürlich hoffe ich, dass die Lage nicht eskaliert und wir nicht einen weiteren Lockdown bekommen. Insoweit appelliere ich an die Politik, Augenmaß bei der Festlegung weiterer Maßnahmen walten zu lassen und an alle anderen, nicht aus Gleichgültigkeit oder wirtschaftlicher Not im Alltag leichtsinnig zu werden. Sicherlich ist es sinnvoller, jetzt etwas kürzer zu treten und dadurch wenigstens ein paar Einnahmen zu  erzielen, statt dann über Wochen gar kein Geschäft machen zu können. Das Schlimmste wäre, wenn jetzt noch einmal für vier Wochen die  Lichter ausgehen würden.

Das Interview ist am 28. Oktober 2020 in dem Online-Magazin Getränke News erschienen.