Pressemitteilung – „Gerät das deutsche Mehrwegsystem durch EU-Pläne ins Wanken?“

Pressemitteilung – „Gerät das deutsche Mehrwegsystem durch EU-Pläne ins Wanken?“

ReUse Conference 2023 in Brüssel setzt den Entwurf der „Packaging and Packaging
Waste Regulation“ (PPWR) auf die Agenda – der weitreichende Folgen für das deutsche
Getränke-Mehrwegsystem hätte, wenn er nicht in Teilen angepasst wird

Düsseldorf, 06.06.2023 | Die „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) der
EU sieht in ihrem Entwurf eine für alle 27 Mitgliedstaaten verbindliche Mehrwegverordnung
vor. Nach Auffassung des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels
e. V. (BV GFGH) gehe die PPWR damit auch grundsätzlich wichtige und unterstützenswerte
Zielsetzungen und Meilensteine für den Umwelt- und Klimaschutz an: Mehrweg
stärken, Ressourcenverbrauch senken und Recyclingfähigkeit von Verpackungen verbindlich
vorschreiben. Aber, so betont Dirk Reinsberg, geschäftsführender Vorstand des BV
GFGH: „Die Vorgaben der PPWR in ihrem jetzt vorliegenden Entwurf würden das Aus für
das deutsche und alle anderen bestehenden europäischen Mehrwegsysteme bedeuten.“

Deutsches Mehrwegsystem aufrechterhalten
Am 8. Juni 2023 findet die ReUse Conference in Brüssel statt. Dort diskutieren unter anderem
Vertreterinnen und Vertreter der deutschen und europäischen Getränkewirtschaft mit
Mitgliedern des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission über die
Chancen, aber eben auch Risiken der PPWR. Die Veranstaltung wird unter anderem von
der Deutschen Umwelthilfe und der CEGROBB (European Federation of Associations of
Beer and Beverages Wholesalers), deren Mitglied der BV GFGH ist, organisiert. „Es hat
für uns oberste Priorität, das deutsche Mehrwegsystem zu schützen und damit ein funktionierendes
und vorbildliches System aufrecht zu erhalten, das ein Paradebeispiel für Effizienz
und Nachhaltigkeit ist“, sagt Dirk Reinsberg. Entsprechend wichtig seien die Gespräche
in Brüssel für die Getränkewirtschaft.

PPWR-Entwurf bedarf weiterer Konkretisierung
Die jüngste Klarstellung der Europäischen Kommission und damit einhergehende Konkretisierung
einiger Punkte begrüßt der BV GFGH. Unter anderem wird betont, dass bestehende
erfolgreiche Wiederverwendungssysteme – wie zum Beispiel für Getränkeflaschen
in Deutschland – anerkannt würden. „Das ist elementar wichtig für uns!“, so Reinsberg.

Dem BV GFGH und weiteren deutschen Verbänden der Getränkewirtschaft geht das jedoch
noch nicht weit genug. Der PPWR-Entwurf würde nach wie vor zahlreiche Positionen
zu ungenau und deutlich zu Lasten des deutschen Mehrwegsystems führen. „Dabei stellen
wir den Entwurf für das PPWR keinesfalls in Gänze in Frage – immerhin beinhaltet er
sehr wichtige Ansätze zum Aufbau eines Mehrwegsystems für die europäischen Länder, in
denen es bisher gar kein Mehrwegsystem gibt“, so Reinsberg. „Wir fordern eine Anpassung
des derzeitigen PPWR-Entwurfes.“

Neben der Anerkennung bestehender Mehrwegsysteme spielt er damit unter anderem an
auf die Vorgabe, Mehrwegverpackungen müssten mit einer dauerhaft angebrachten Kennzeichnung
versehen werden. „Das ist für die in Deutschland im Umlauf befindlichen Mehrwegflaschen
einfach in der Form nicht umsetzbar – und sie müssten vernichtet werden.“
Hier habe die Kommission zwar bereits verlauten lassen, dass das in Deutschland gängige
System mit ablösbaren Etiketten weiterhin zulässig sein wird, der BV GFGH fordert
jedoch eine eindeutige Klarstellung im Gesetzestext, dass bestehende Mehrwegsysteme
(Mehrwegverpackungen) von dieser Regelung aktuell und zukünftig ausgeschlossen sind.

Auch in puncto Organisationsstruktur von Pfandsystemen steht Dirk Reinsberg den dahingehend
geplanten Anforderungen der PPWR kritisch gegenüber. „Hier werden im Gesetzentwurf
Vorgaben genannt, die zwar auf den ersten Blick hilfreich sein können. Auf den
zweiten Blick offenbaren sie aber an entscheidenden Punkten Nachteile für bestehende
Mehrwegsysteme.“ Er spielt damit auf die geforderte Einführung von sogenannten Governance-
Strukturen für Pfandsysteme an, die das deutsche Getränke-Mehrwegsystem, welches
heute einem sogenannten Handelsbrauch folgt, vor kaum lösbare Herausforderungen
stellen würde. Letztendlich würde das System dadurch nicht gewinnen, das gewünschte
Ziel, Abfall zu vermeiden, nicht schneller oder besser erreicht werden, sondern
stattdessen zu mehr Bürokratie und Kosten führen.

• Pressemitteilung „Vorschlag der EU-Kommission gefährdet Mehrwegsystem“
• Über BV GFGH: www.bv-gfgh.de
• Über die ReUse Conference 2023: https://www.duh.de/projekte/reuse-conference-
2023/

Pressemitteilung zur PPWR – „Vorschlag der EU-Kommission gefährdet deutsche Mehrwegsysteme“

Pressemitteilung zur PPWR – „Vorschlag der EU-Kommission gefährdet deutsche Mehrwegsysteme“

Verbände dringen auf Korrektur der geplanten Verpackungsverordnung

Berlin/Brüssel, 26. Mai 2023. Mit einer für alle 27 Mitgliedstaaten verbindlichen Verordnung will die EU die wachsende Flut des Verpackungsmülls in Europa eindämmen und die Kreislaufwirtschaft stärken. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das die richtigen Ziele setzt: Mehrweg stärken, den Ressourcenverbrauch senken und die Recyclingfähigkeit von Verpackungen verbindlich vorschreiben – wichtige Meilensteine für den Umwelt- und Klimaschutz.

An einer entscheidenden Stelle jedoch fördert der Entwurf der „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) nicht den Umweltschutz, sondern hebelt ihn auf absurde Weise aus: Obwohl die Stärkung von Mehrwegsystemen gerade auch im Bereich der Getränkewirtschaft das erklärte Ziel der geplanten EU-Verordnung ist, werden bereits etablierte erfolgreiche und seit Jahrzehnten funktionierende Mehrwegsysteme durch die vorgesehenen Regelungen in ihrer Existenz gefährdet.

In Deutschland hatten Brauereien und Mineralbrunnen schon vor über 70 Jahren damit begonnen, eigene Mehrwegsysteme aufzubauen, die bis heute bestehen. Allein die 1.500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien in Deutschland haben aktuell etwa vier Milliarden Mehrwegpfandflaschen im Umlauf und erreichen damit einen Mehrweganteil von ca. 80 Prozent. Ausgerechnet solche bewährten umweltfreundlichen Verpackungssysteme im Bereich der mittelständisch geprägten Getränkewirtschaft werden nun durch die PPWR-Pläne gefährdet – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten der EU. Und dies, obwohl das Ziel der Regulierung eigentlich eine klare Stärkung von Mehrweg ist.

Vier Beispiele, die zeigen, wie widersprüchlich die Pläne der EU-Kommission sind:

Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU unterhält eine Vielzahl höchst unterschiedlicher, aber erfolgreicher und umweltfreundlicher Mehrwegsysteme – von den offenen Flaschenpools der Brauereien bis hin zum geschlossenen und gesteuerten Pool der Genossenschaft Deutscher Brunnen. Die Mehrwegquoten in Deutschland liegen seit Jahrzehnten weit oberhalb der von der EU für 2040 vorgesehenen Zielquoten. Die Rücklaufquoten von Mehrwegflaschen und -kästen setzen mit nahezu 99 Prozent europaweit den Maßstab für erfolgreiche Mehrwegsysteme. Die EU will nun allen Mehrwegsystemen in Europa eine einheitliche, zentralistische Verwaltungsbürokratie vorschreiben und eine Vielzahl fragwürdiger Vorschriften überstülpen – ein kompliziertes Regelwerk, das für die Kreislaufwirtschaft in Deutschland mit Milliarden-Investitionen verbunden wäre, ohne einen ökologischen Mehrwert zu bieten, und das funktionierende Mehrwegkreisläufe in der Fläche zerstören würde.

Im Rahmen neuer Deklarationspflichten wird eine „dauerhaft angebrachte Kennzeichnung“ von Mehrwegverpackungen gefordert – im deutschen Mehrwegsystem, wo seit jeher mit abwaschbaren Etiketten gearbeitet wird, würde dies den Weiterbetrieb der erfolgreichen Systeme unterbinden und auf eine vollständige Vernichtung der existierenden Mehrwegflaschen- und Kastenpools hinauslaufen, weil diese dann künftig nicht mehr genutzt werden dürften, obwohl sie noch viele Jahre im Einsatz sein könnten.

Den Leerraumanteil zu begrenzen, also die Luft in Transportverpackungen, mag mit Blick auf den Versandhandel sinnvoll sein – übertragen auf Wasser- oder Bierkästen würde die von Brüssel geplante Regulierung jedoch den Transport und die Lagerung von Mehrwegflaschen künftig unmöglich machen. Nur einer von vielen Punkten, an denen eine gut gemeinte Regelung weit übers Ziel hinausschießt. Offenbar hat man dabei vergessen, dass die Rückführung im leeren Zustand ein wesentliches Merkmal von Mehrwegverpackungen ist.

Die im deutschen Verpackungsgesetz verankerte Rücknahmepflicht für Mehrwegverpackungen durch Letztvertreiber, die als eine Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb von Mehrwegsystemen gilt, ist in der PPWR hingegen nicht vorgesehen. Stattdessen werden die – in Deutschland nicht vorhandenen –  Systembetreiber verpflichtet, für die Rücknahme zu sorgen, ohne dass erkennbar wird, wie dies erfolgen soll.

Die Verbände der Getränkewirtschaft haben sich im Mai 2023 in einem gemeinsamen Schreiben an Mitglieder des Europäischen Parlaments gewandt, um auf den drohenden Kollateralschaden der PPWR für die umweltfreundlichen Mehrwegsysteme hinzuweisen. Die unterzeichnenden Verbände repräsentieren einige der ältesten und erfolgreichsten Mehrwegsysteme in der Europäischen Union, die nun durch bürokratische Überregulierung akut gefährdet werden. Welche ökonomischen und ökologischen Folgen ein Kollaps der nationalen Mehrwegsysteme gerade im Getränkesektor für Deutschland nach sich ziehen würde, haben die Verbände mehrfach auch im Dialog mit der Bundesregierung deutlich gemacht.

„Wir sehen den positiven Ansatz, den die EU-Kommission mit ihrem Verordnungsentwurf verfolgt. Als Vertreter aller Stufen der Mehrweg-Lieferketten unterstützen wir ausdrücklich das Ziel, Mehrweg zu fördern und zu stärken. Mehrwegsysteme leisten einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz und damit zu den Zielen des Green Deal“, heißt es in dem Verbändeschreiben an das Europäische Parlament, das dieser Tage über die Vorschläge der Kommission beraten hat. Wenn es die Politik wirklich ernst meine mit der Förderung und dem Ausbau der Kreislaufwirtschaft, dürfe sie aber nicht jene Unternehmen bestrafen, die seit Jahrzehnten in funktionierende Mehrwegsysteme investieren, warnen die Verbände. „Wir appellieren, alles zu unterlassen, was erfolgreiche bestehende Systeme in ihrer Existenz gefährdet.“ Die vor vielen Jahren in Deutschland und auch anderen Staaten der EU etablierten Mehrweglösungen seien durch intelligente, individuelle Lösungen groß und erfolgreich geworden – sie lassen sich nicht nachträglich in bürokratische Schablonen pressen. Die Forderung der Mehrweg-Verbände: „Erfolgreich etablierte und funktionierende Mehrwegsysteme in den Ländern Europas müssen durch einen garantierten unbefristeten Bestandsschutz gesichert werden. Gefährdet die Europäische Union durch eine unbedachte Umweltpolitik ausgerechnet die Zukunft von Mehrweg, macht sie sich unglaubwürdig.“

 
CEGROBB-Generalversammlung in Brüssel

CEGROBB-Generalversammlung in Brüssel

Am 11. und 12. Mai trafen sich die Vertreter*innen von sechs europäischen GFGH-Verbänden, um gemeinsam über internationale Chancen und Herausforderungen des Getränkefachgroßhandels zu diskutieren und gesammelte Erfahrungen in den einzelnen Ländern auszutauschen. Die diesjährige Generalversammlung der CEGROBB fand in Brüssel statt.

Diskutiert wurden u. a. verbandsinterne Themen. Michel Haelterman (Belgien) und Rafael Perez Rivero (Spanien) wurden als Präsident und Vizepräsident bestätigt. Das neue Corporate Design und der neue Internetauftritt wurden von der Arbeitsgruppe vorgestellt und verabschiedet. Wichtiges Thema auf der Agenda war der Entwurf zur Europäischen Verpackungsverordnung (Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR)) und seine Auswirkungen für das Mehrwegsystem in Deutschland und Europa – die Zeit drängt. Unter dem Thema „Best Practice“ standen Betriebsbesichtigung der belgischen Kollegen auf der Agenda. Besichtigt wurde das Unternehmen von Michel Haelterman, HLS Ternant sowie das von Marc De Keyzer, Keyzer Drinks.

Foto: BV GFGH – v. l. n. r.: Dirk Reinsberg – BV GFGH (DE); Antonio Portaccio – ITALGROB (IT); Jose Manuel Fernandez Echevarria – Fedis Horeca (ES); Jef Keersmaekers – Berater FEBED (BE); Rafael Perez Rivero – Vizepräsident CEGROBB; Pascal Homberger – Generalsekretär CEGROBB; Michel Haelterman – Präsident CEGROBB; Jean-Jaques Mespoulet – FNB (FR); Guy Dewulf – FEBED (BE) und Radia Mercha – FNB (FR).

Foto: BV GFGH – CEGROBB-Vorstand v. l. n. r.: Rafael Perez Rivero – Vizepräsident; Pascal Homberger – Generalsekretär sowie Michel Haelterman – Präsident CEGROBB

„Digitale Themenvielfalt“ – Artikel über Webinar-Reihe im GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL

„Digitale Themenvielfalt“ – Artikel über Webinar-Reihe im GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL

Im November veranstaltete unser Verband wieder eine Reihe von interessanten Webinaren zu wichtigen aktuellen Themen für unsere Mitglieder. Im Fokus standen unter anderem die Schwerpunkte krankheitsbedingte Kündigungen, Datenschutz, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Besonderheiten, die es gerade für den GFGH beim Güterkraftverkehrsgesetz zu beachten gilt. 

Unser Verbandsorgan „GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL“ hat in seiner aktuellen Dezember-Ausgabe einen ausführlichen Bericht über die erfolgreichen Webinare veröffentlicht.

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier:

„Überragende Veranstaltung“: Artikel über GGH 2022 im GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL

„Überragende Veranstaltung“: Artikel über GGH 2022 im GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL

Unser Verbandsorgan „GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL“ hat in seiner aktuellen Oktober-Ausgabe einen ausführlichen, mehrseitigen Bericht über unsere diesjährige Veranstaltung GETRÄNKE. GROSS. HANDELN. 2022. in Unterschleißheim veröffentlicht. 

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier: 

BV GFGH auf der drinktec 2022

BV GFGH auf der drinktec 2022

Dirk Reinsberg, geschäftsführender Vorstand, war auf der Weltleitmesse für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie in München zu Gast.

Auf LinkedIn haben wir darüber berichtet. Er referierte im Rahmen des Drink Innovation Campus (DICA) zu Chancen und Herausforderungen des Mehrwegsystems. Der Drink Innovation Campus (DICA) ist der erste Start-up-Accelerator für die Getränkewirtschaft. Eine Initiative von Strascheg Center for Entrepreneurship und INSIDE Getränke mit den Partnern Ardagh Group, Bitburger Braugruppe, drinktec, FrankenBrunnen und dem BV GFGH.

In der Gesprächsrunde auf der drinktec 2022 diskutierte er mit Torsten Hiller (LOGIPACK) und Stephan Rösgen (Ardagh) über die Zukunft der Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelindustrie. Mit Einführung des Mehrwegsystems 2023 in der Gastronomie sei man sich einig, dass alle jungen Unternehmen zusammenarbeiten sollen. Es sei wichtig, die Verpackungen an möglichst vielen Stellen zurück geben zu können, so Reinsberg. Er betonte aber, dass sich das etablierte System mit Themen wie Pfanderhöhung sowie Rückverfolgung von Kästen und Flaschen schwertue.