„Vorschlag der EU-Kommission gefährdet deutsche Mehrwegsysteme“ – Pressemitteilung zur PPWR

„Vorschlag der EU-Kommission gefährdet deutsche Mehrwegsysteme“ – Pressemitteilung zur PPWR

Verbände dringen auf Korrektur der geplanten Verpackungsverordnung

Berlin/Brüssel, 26. Mai 2023. Mit einer für alle 27 Mitgliedstaaten verbindlichen Verordnung will die EU die wachsende Flut des Verpackungsmülls in Europa eindämmen und die Kreislaufwirtschaft stärken. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das die richtigen Ziele setzt: Mehrweg stärken, den Ressourcenverbrauch senken und die Recyclingfähigkeit von Verpackungen verbindlich vorschreiben – wichtige Meilensteine für den Umwelt- und Klimaschutz.

An einer entscheidenden Stelle jedoch fördert der Entwurf der „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) nicht den Umweltschutz, sondern hebelt ihn auf absurde Weise aus: Obwohl die Stärkung von Mehrwegsystemen gerade auch im Bereich der Getränkewirtschaft das erklärte Ziel der geplanten EU-Verordnung ist, werden bereits etablierte erfolgreiche und seit Jahrzehnten funktionierende Mehrwegsysteme durch die vorgesehenen Regelungen in ihrer Existenz gefährdet.

In Deutschland hatten Brauereien und Mineralbrunnen schon vor über 70 Jahren damit begonnen, eigene Mehrwegsysteme aufzubauen, die bis heute bestehen. Allein die 1.500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien in Deutschland haben aktuell etwa vier Milliarden Mehrwegpfandflaschen im Umlauf und erreichen damit einen Mehrweganteil von ca. 80 Prozent. Ausgerechnet solche bewährten umweltfreundlichen Verpackungssysteme im Bereich der mittelständisch geprägten Getränkewirtschaft werden nun durch die PPWR-Pläne gefährdet – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten der EU. Und dies, obwohl das Ziel der Regulierung eigentlich eine klare Stärkung von Mehrweg ist.

Vier Beispiele, die zeigen, wie widersprüchlich die Pläne der EU-Kommission sind:

Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU unterhält eine Vielzahl höchst unterschiedlicher, aber erfolgreicher und umweltfreundlicher Mehrwegsysteme – von den offenen Flaschenpools der Brauereien bis hin zum geschlossenen und gesteuerten Pool der Genossenschaft Deutscher Brunnen. Die Mehrwegquoten in Deutschland liegen seit Jahrzehnten weit oberhalb der von der EU für 2040 vorgesehenen Zielquoten. Die Rücklaufquoten von Mehrwegflaschen und -kästen setzen mit nahezu 99 Prozent europaweit den Maßstab für erfolgreiche Mehrwegsysteme. Die EU will nun allen Mehrwegsystemen in Europa eine einheitliche, zentralistische Verwaltungsbürokratie vorschreiben und eine Vielzahl fragwürdiger Vorschriften überstülpen – ein kompliziertes Regelwerk, das für die Kreislaufwirtschaft in Deutschland mit Milliarden-Investitionen verbunden wäre, ohne einen ökologischen Mehrwert zu bieten, und das funktionierende Mehrwegkreisläufe in der Fläche zerstören würde.

Im Rahmen neuer Deklarationspflichten wird eine „dauerhaft angebrachte Kennzeichnung“ von Mehrwegverpackungen gefordert – im deutschen Mehrwegsystem, wo seit jeher mit abwaschbaren Etiketten gearbeitet wird, würde dies den Weiterbetrieb der erfolgreichen Systeme unterbinden und auf eine vollständige Vernichtung der existierenden Mehrwegflaschen- und Kastenpools hinauslaufen, weil diese dann künftig nicht mehr genutzt werden dürften, obwohl sie noch viele Jahre im Einsatz sein könnten.

Den Leerraumanteil zu begrenzen, also die Luft in Transportverpackungen, mag mit Blick auf den Versandhandel sinnvoll sein – übertragen auf Wasser- oder Bierkästen würde die von Brüssel geplante Regulierung jedoch den Transport und die Lagerung von Mehrwegflaschen künftig unmöglich machen. Nur einer von vielen Punkten, an denen eine gut gemeinte Regelung weit übers Ziel hinausschießt. Offenbar hat man dabei vergessen, dass die Rückführung im leeren Zustand ein wesentliches Merkmal von Mehrwegverpackungen ist.

Die im deutschen Verpackungsgesetz verankerte Rücknahmepflicht für Mehrwegverpackungen durch Letztvertreiber, die als eine Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb von Mehrwegsystemen gilt, ist in der PPWR hingegen nicht vorgesehen. Stattdessen werden die – in Deutschland nicht vorhandenen –  Systembetreiber verpflichtet, für die Rücknahme zu sorgen, ohne dass erkennbar wird, wie dies erfolgen soll.

Die Verbände der Getränkewirtschaft haben sich im Mai 2023 in einem gemeinsamen Schreiben an Mitglieder des Europäischen Parlaments gewandt, um auf den drohenden Kollateralschaden der PPWR für die umweltfreundlichen Mehrwegsysteme hinzuweisen. Die unterzeichnenden Verbände repräsentieren einige der ältesten und erfolgreichsten Mehrwegsysteme in der Europäischen Union, die nun durch bürokratische Überregulierung akut gefährdet werden. Welche ökonomischen und ökologischen Folgen ein Kollaps der nationalen Mehrwegsysteme gerade im Getränkesektor für Deutschland nach sich ziehen würde, haben die Verbände mehrfach auch im Dialog mit der Bundesregierung deutlich gemacht.

„Wir sehen den positiven Ansatz, den die EU-Kommission mit ihrem Verordnungsentwurf verfolgt. Als Vertreter aller Stufen der Mehrweg-Lieferketten unterstützen wir ausdrücklich das Ziel, Mehrweg zu fördern und zu stärken. Mehrwegsysteme leisten einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz und damit zu den Zielen des Green Deal“, heißt es in dem Verbändeschreiben an das Europäische Parlament, das dieser Tage über die Vorschläge der Kommission beraten hat. Wenn es die Politik wirklich ernst meine mit der Förderung und dem Ausbau der Kreislaufwirtschaft, dürfe sie aber nicht jene Unternehmen bestrafen, die seit Jahrzehnten in funktionierende Mehrwegsysteme investieren, warnen die Verbände. „Wir appellieren, alles zu unterlassen, was erfolgreiche bestehende Systeme in ihrer Existenz gefährdet.“ Die vor vielen Jahren in Deutschland und auch anderen Staaten der EU etablierten Mehrweglösungen seien durch intelligente, individuelle Lösungen groß und erfolgreich geworden – sie lassen sich nicht nachträglich in bürokratische Schablonen pressen. Die Forderung der Mehrweg-Verbände: „Erfolgreich etablierte und funktionierende Mehrwegsysteme in den Ländern Europas müssen durch einen garantierten unbefristeten Bestandsschutz gesichert werden. Gefährdet die Europäische Union durch eine unbedachte Umweltpolitik ausgerechnet die Zukunft von Mehrweg, macht sie sich unglaubwürdig.“

 
Mehrweg-Allianz startet bundesweite Mitmach-Aktion „Mehrweg ist Klimaschutz“

Mehrweg-Allianz startet bundesweite Mitmach-Aktion „Mehrweg ist Klimaschutz“

Mehrweg-Allianz startet bundesweite Mitmach-Aktion „Mehrweg ist Klimaschutz“ und fordert von Umweltministerin Lemke, die Mehrwegförderung aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen

  • Verbraucherkampagne informiert in mehr als 5.000 Betrieben des Getränkehandels über Mehrwegflaschen als klimafreundliche Getränkeverpackung
  • Klimaschutz ganz einfach: Bei Mitmach-Aktion können 20 Familien ein Jahr kostenlose Getränke in regionalen Mehrwegflaschen gewinnen
  • Mehrweg-Allianz fordert von Umweltministerin Lemke Einwegabgabe von mindestens 20 Cent zur Erreichung der gesetzlichen Mehrwegquote von 70 Prozent
„Richtungsweisend“: Interview zum Mehrwegsystem im Weinbereich im GFGH

„Richtungsweisend“: Interview zum Mehrwegsystem im Weinbereich im GFGH

Foto: © Benjamin Stollenberg

Vorteile und Chancen nutzen: Mehrwegsystem im Weinbereich 

Werner Bender, Weinheimat Württemberg sowie unser geschäftsführender Vorstand Dirk Reinsberg sprachen mit dem Branchenmagazin GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL des Sachon-Verlags über die Ausweitung des Mehrwegsystems im Weinbereich. „Wir setzen uns schon seit Jahren für den Erhalt und den Ausbau des deutschen Getränke-Mehrwegsystems ein. Daher begrüßen wir es, wenn auch die Winzer zukünftig ihre Produkte bundesweit in Mehrweggebinden abfüllen. Das hilft, Abfall zu vermeiden und schont Ressourcen“, erläutert Reinsberg. Auf überwiegend regionaler Basis bestehe im Weinbereich bereits ein gut funktionierendes Mehrwegsystem mit einer 1-l-Flasche.

Die Vorteile der Ausweitung eines Mehrwegpools für die Weinbranche sind vielfältig: Mehrwegpools sind klimafreundlich, nachhaltig und ressourcenschonend. Daher sind die Gebinde ideal, um Getränke zu verpacken und zu vermarkten. Doch Dirk Reinsberg kennt auch mögliche Herausforderungen – unter anderem, dass sich die Winzer nicht auf eine einheitliche Flaschenform einigen können. „Es gilt, den Fehler zu vermeiden, dass jeder Händler ein eigenes Gebinde auf den Markt bringt.“ Um ein funktionierendes Mehrwegsystem zu implementieren, müssten Winzer davon absehen, die Weinflasche als exklusives und individuelles Marketinginstrument zu nutzen. Viele unterschiedliche Mehrwegflaschen würden einen Mehrwegkreislauf schwerfälliger und aufwendiger machen.

Getränkefachgroßhandel steht als verlässlicher Partner zur Seite 

Der Vertrieb von Getränken in Mehrwegverpackungen gehört zur DNA des Getränkefachgroßhandels. Daher gehe es nun darum, mehr Produzenten und Abfüller von der Idee eines Mehrwegkreislaufs im Weinbereich zu überzeugen und sich auf konkrete Rahmenbedingungen zu einigen. Die Resonanz beim GFGH sei grundsätzlich sehr gut, da bereits heute die Kategorie Wein zu den Kernsortimenten der Branche zählt. „Der GFGH wird für Winzer ein verlässlicher Partner sein, der das Thema Mehrweg beherrscht“, verspricht Reinsberg.

Damit die Einführung eines Mehrwegsystem flächendeckend gelingt, sind Kriterien und Voraussetzungen zu definieren. Zu nennen sind unter anderem eine größtmögliche Einheitlichkeit in den Gebinden, Verzicht auf Individualität in Form, Größe, Gewicht und Farbe sowie ein verbraucherfreundliches Pfandsystem. Nun läge es an den Winzern und den Genossenschaften, diese Chance zu erkennen und zu ergreifen, um für die Branche ein einheitliches Mehrweg-Poolsystem zu etablieren.

Das vollständige Interview aus der aktuellen Ausgabe 3 des GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL können Sie hier lesen:

Mehrweg-Innovationspreis startet in neue Runde

Mehrweg-Innovationspreis startet in neue Runde

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) verleihen 2021 zum 11. Mal gemeinsam den Mehrweg-Innovationspreis. Mit der Auszeichnung werden zukunftsweisende Leistungen und Initiativen geehrt, die Mehrwegsysteme weiterentwickeln oder innovativ zur verstärkten Verbreitung von Glas-Mehrweg beitragen. Der Wettbewerb stärkt die Wahrnehmung des deutschen Mehrwegsystems nicht nur als umweltfreundliche, sondern auch als moderne und hochtechnologische Verpackungslösung. Sie bietet den Innovationen eine öffentlichkeitswirksame Plattform.

Der Mehrweg-Innovationspreis richtet sich von Verpackungsherstellern und Produktdesignern über Getränkeproduzenten und Abfüller bis hin zu Handelsunternehmen. Sogar engagierte Einzelpersonen können sich mit ihren Ideen rund um Glas-Mehrweg bewerben. Denn mit bis zu 50 Wiederbefüllungen und einem anschließenden hochwertigen Recycling sind Glas-Mehrwegflaschen schon lange ein Synonym für umweltfreundliche Verpackungslösungen.

In ihrer Bewerbung sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs die Mehrweg fördernden Gesichtspunkte der Innovation erläutern und so weit wie möglich quantifizieren. Folgende Aspekte sollten enthalten sein:

  • kurze Beschreibung des Produkts oder der Produktidee
  • Erläuterung des Innovationsgedankens
  • Daten zum Umweltnutzen (CO2-Einsparung, vermiedener Abfall, Wasserersparnis, etc.)
  • Marktentwicklung oder -potenzial der Innovation
  • Fotos (tif oder jpg, inkl. Bildnutzungsrechten und Copyrightvermerk)

Einsendeschluss ist der 30. Juni 2021.

Die Jury setzt sich aus sachkundigen Expertinnen und Experten aus Umweltverbänden und der Getränkebranche zusammen. Sie behält sich vor, mehrere Gewinnerinnen und Gewinner auszuzeichnen. Jede Prämierung wird von der Jury begründet. Die Verleihung des 11. Mehrweg-Innovationspreises findet voraussichtlich im November 2021 im Rahmen einer Abendveranstaltung in Berlin statt.

Weitere Infos und Anmeldung hier.

Mehrweg-Innovationspreis startet in neue Runde

Mehrweg-Innovationspreis geht an Hassia Mineralquellen und fritz-kola

Mit dem Mehrweg-Innovationspreis ehren die Deutsche Umwelthilfe und die Stiftung Initiative Mehrweg bereits seit 2006 besonders zukunftsweisende Leistungen im Mehrwegbereich. Die Auszeichnung für das Jahr 2020 geht an Hassia Mineralquellen und fritz-kola. Beide Unternehmen erhöhen durch ihre Arbeit den ökologischen Vorsprung von Mehrweg vor Einweg begründet die Jury.

Der Mehrweg-Innovationspreis richtet sich von Verpackungsherstellern und Produktdesignern über Getränkeproduzenten und Abfüller bis hin zu Handelsunternehmen. Sogar engagierte Einzelpersonen können sich mit ihren Ideen rund um Glas-Mehrweg bewerben. Denn mit bis zu 50 Wiederbefüllungen und einem anschließenden hochwertigen Recycling sind Glas-Mehrwegflaschen schon lange ein Synonym für umweltfreundliche Verpackungslösungen. Der Wettbewerb stärkt die Wahrnehmung des deutschen Mehrwegsystems als moderne und hochtechnologische Verpackungsart und bietet eine öffentlichkeitswirksame Plattform.

Zu den Gewinnern zählt 2020 Hassia Mineralquellen. Durch modernste Abfüll- und Anlagentechnik trägt der Mineralbrunnen dazu bei, dass Mehrwegflaschen noch mehr Ressourcen und Energie einsparen und den ökologischen Vorsprung vor Einweg weiter ausbauen.

„Durch die neue Anlagentechnik kann Hassia den Abfüllprozess deutlich optimieren und unter anderem den Wasser und Energieaufwand signifikant reduzieren. Die neue Anlagentechnik unterstreicht nochmals, dass die politische Mehrwegförderung besonders wichtig ist, wenn es darum geht die gesetzlichen Klimaschutzziele zu erreichen und die Rekordmüllberge kleiner werden zu lassen“

Jens Oldenburg

Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg

Fritz-kola hat 2020 mit der Aktion „Trink aus Glas“ eine beispielgebende Bewegung gestartet, um regionale Glas-Mehrwegflaschen in den Verkaufsregalen zum Standard zu machen und die Flut von Einweg-Plastikflaschen zu stoppen. Den angestrebten Systemwandel von Einweg zu Mehrweg soll Umweltministerin Svenja Schulze mit konsequenter Mehrwegförderung und einer Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen unterstützen, so die Initiatoren.

„Mit der Mehrweg-Bewegung „Trink aus Glas“ tut fritz-kola gezielt etwas für Klima- und Umweltschutz. Das Unternehmen will einen Systemwandel von Einweg zu Mehrweg in der Getränkeindustrie erreichen und Menschen dazu bewegen, ihre Getränke nur noch aus wiederbefüllbaren Glasflaschen zu trinken. Besonders wichtig ist dabei die Ansprache von jungen Leuten, die in Supermärkten fast nur noch Plastikflaschen sehen.“

Barbara Metz

Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin

Die fachkundige Jury besteht u. a. aus Kreislaufexperten der Stiftung Initiative Mehrweg, den dem Verband Pro Mehrweg, den Privaten Brauereien, der Deutschen Umwelthilfe und dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels.

Steckbriefe der ausgezeichneten Preisträger und Innovationen sowie Videostatements der Preisträger finden Sie unter www.duh.de/mehrweg-innovationspreis.

Auch in diesem Jahr werden wieder neue Mehrweg-Innovationen mit Fokus auf Glas gesucht. Die Ausschreibung für das Jahr 2021 wird in Kürze auf der Webseite erscheinen. Machen Sie mit und werden Teil der Mehrwegbewegung!