Die Radeberger Gruppe oder Krombacher als Benchmark?
Ein Highlight des Symposiums war sicherlich die Präsentation „Vertikalisierung vom Hersteller bis zum Konsumenten“ von Jens Berberich, der bei der Radeberger Gruppe die Bereiche Einkauf, Logistik und Nachhaltigkeit verantwortet. Er gab einen Überblick über die Strategie der größten deutschen Brauereigruppe von der Produktion bis zur Leergutsortierung und zwar nicht nur mit Allgemeinplätzen, sondern durch konkrete Zahlen. Sehr interessant, einen so tiefen Einblick in die Denk- und Handlungsweise eines Big Players zu bekommen, auch oder gerade aus der Sichtweise eines GFGH.
Die offenen Zahlen und klaren Statements lösten einen lebendigen Austausch mit Michael Kröhl, dem Logistikchef der Krombacher Gruppe aus. Dessen Strategie unterscheidet sich in wichtigen Punkten von Jens Berberichs.
Bei dem abschließenden Panel wurden divergierende Positionen z. B. auch bei der Wertigkeit, also den Kosten und dem Ort der Sortierung, deutlich. Die Fraktion um Dirk Reinsberg – der LOGIPACK-Stratege Torsten Hiller, Michael Schiekofer von Getränke Ziegler sowie Bernd Huesch – betonte die Vorteile einer dezentralen Sortierung beim GFGH oder Dienstleistern, wobei besonders Jens Berberich die hohen Kosten der Leergutsortierung als Belastung für den Hersteller sieht.
Digitalisierung mit konkreten Praxisnutzen.
Wie Digitalisierung auch durch KI heute in der Praxis aussehen kann, wurde in den Beiträgen des GFGH trinkkontor, des Getränkedienstleisters flaschenpost sowie Max Huesch und Christian Kloda von Huesch & Partner deutlich.
So zeigten Dirk Huizing und Niklas Lapscheck, wie trinkkontor durch ein ausgefeiltes Bonussystem mit KI-Unterstützung seine Fahrer leistungsgerechter entlohnt, dadurch eine höhere Mitarbeiterbindung erzeugt und gleichzeitig seine Touren effizienter macht. Ein eindrucksvolles Beispiel, wie digital erhobene Daten und individuelle persönliche Leistung kein Widerspruch sein muss.
Der KI-Experte Christian Kloda von Huesch &Partner stellte ein Planungstool vor, mit dem sich Bestellmengen unter Berücksichtigung von Wettervorhersagen, Feiertagen, Objektlage und vieler variabler Faktoren planen lassen. Sehr beeindruckend war die Tatsache, dass es zwischen Planung und Realität nur eine Abweichung von ca. 1 Prozent gab. Man stelle sich vor, welche Vorteile von der Kapitalbindung über Kühlung bis zur Einsparung von Kilometern und einer optimierten Tourenplanung für einen GFGH erzielt werden können.
Ein für den GFGH besonders hilfreiches Tool stellte Max Huesch vor. Mittels relativ einfacher Power BI Methodik lassen sich die Wirtschaftlichkeit von Kunden in der Gastronomie analysieren und unterschiedliche Szenarien zur Optimierung mit variablen Faktoren eines Preis- und Konditionssystems wie Sortiment, Stoppmengen, Anzahl der Stopps durchspielen. Ein mächtiges Werkzeug zur Optimierung der internen Logistikprozesse und Verhandlungen mit Herstellern und Kunden.
In zehn Minuten vom Bestelleingang bis zur fertig konfektionierten Ware – und das bei mehreren tausend Orders täglich. Wie das durch einen digitalen Supply Chain Twin möglich wird, zeigte Christopher Messina zusammen mit Bernd Huesch am Beispiel der Flaschenpost. Besonders beeindruckend ist, dass das gesamte System mit den national mehr als 20 Standorten des Unternehmens von einem einzigen Arbeitsplatz aus gesteuert wird. Dieser greift, ähnlich wie Commander Kirk, nur ein, wenn etwas Außergewöhnliches passiert.
Wer sortiert am besten?
Wie vielschichtig ein Thema betrachtet werden kann, zeigte sich bei der Leergutsortierung. Einerseits zeigte Thorsten Weinmann von Vision-Tec, wie faszinierend eine vollautomatische Anlage konzipiert werden kann und wie sich eine derartige Anlage rechnen lässt; andererseits entbrannte eine kontroverse Diskussion, wer nun die Kosten zu tragen hat. Walter Steffens als Vorstand der FÜR SIE und dem Logistikdienstleister LHV zeigte zwar Verständnis für die hohen Investitionen, sieht aber keine Notwendigkeit für langfristige Verträge. Die Hersteller sieht er in der Pflicht, die Kosten für den Sortieraufwand des Leerguts zu tragen. Sie wären auch die Verursacher der Komplexität.