Am 6. November 2025 fand in der Foundation Universität in Brüssel die 10. REUSE Konferenz statt – eine der wichtigsten europäischen Plattformen für die Themen Wiederverwendung und nachhaltige Verpackungssysteme. Veranstaltet wurde sie von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit dem Europäischen Verband der Getränkegroßhändler (CEGROBB)- unterstützt vom BV GFGH -, dem Verband Private Brauereien Deutschland e.V., Pro Mehrweg und der Reloop Plattform. Die Jubiläumsausgabe bot inspirierende Einblicke in aktuelle Entwicklungen rund um die europäische Verpackungs- und Abfallpolitik sowie konkrete Lösungen für mehr Kreislaufwirtschaft.
Unter dem Leitthema „Unlocking the PPWR’s Full Potential“ stand die Umsetzung der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) im Mittelpunkt. Die Verordnung, die am 11. Februar 2025 in Kraft trat und ab August 2026 EU-weit gilt, sieht klare Ziele zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung vor.
Lösungen für eine nachhaltige Verpackungszukunft
Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass Europa einen ehrgeizigen Kurs zur Reduzierung von Verpackungsmüll einschlagen müsse: „Wir haben Lösungen – jetzt müssen wir sie schnell und ambitioniert umsetzen“, sagte sie. Sie verwies auf die ökologischen Kosten alternativer Einwegmaterialien: Drei Milliarden Bäume werden jedes Jahr für Papierverpackungen gefällt. Allein seit 1960 hat sich die weltweite Papierproduktion verfünffacht. Ihre Botschaft war klar: REUSE ist die einzige Alternative, um den Verpackungsmüll nachhaltig zu reduzieren.
In eine inhaltlich ähnliche Richtung ging auch der Vortrag von Mateus Carvalho. Auch er erwarte, dass zwischen 2010 und 2050 800 Mio. Hektar Wald verschwinden. Neben diesen niederschmetternden Neuigkeiten macht er auch Mut, denn die Lösungen sind schon vorhanden. Sie müssen nun wirtschaftlich und konsequent umgesetzt werden, damit sie eine echte Alternative zu Einwegverpackungen darstellen. Dafür brauche es auch eine schnelle und ambitionierte Umsetzung der PPWR.
Best Practice aus Europa
Nach einer kurzen Kaffeepause, die Raum zur Diskussion und zum Kennenlernen bot, präsentierte Diana Imaka das erfolgreiche Pfandsystem Litauens, das 2022 flächendeckend für Getränkeverpackungen eingeführt wurde. Mit nur 16 Mehrweg-Flaschentypen und einer hohen Rücklaufquote für Mehrweg- und Einwegverpackungen zeigt das kleine baltische Land, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert.
Weitere Praxisbeispiele kamen aus Städten wie Lissabon, wo Initiativen zur Einführung städtischer Mehrwegsysteme vorgestellt wurden. Dabei wurde deutlich: Die größte Herausforderung bleibt die Skalierung und Wirtschaftlichkeit – Mehrweg ist auf den ersten Blick oft teurer als Einweg. Eine gezielte steuerliche Förderung oder Bepreisung von Einwegverpackungen könnte hier den entscheidenden Anreiz schaffen, um auf langfristig nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Mehrwegsysteme umzusteigen.
REUSABLE Award 2025: Vorbilder für Innovation und Engagement
Wie bei jeder REUSE Konferenz ist eines der absoluten Highlights die Verleihung des REUSABLE Awards. Herzlichen Glückwunsch an die GewinnerInnen des REUSEABLE Award 2025, Ardagh Group und die Stadt Aarhus, die das Auditorium mit ihrem Engagement und ihrer Innovationskraft begeistert haben. Sie zeigten eindrucksvoll, wie Klima- und Umweltschutz gelingt. In der Laudatio von Henriette Schneider wurde deutlich, welche Bedeutung Glas für den Klimaschutz spielt. Es kann bis zu 50-mal wiederverwendet werden und ist somit um ein vielfaches umweltfreundlicher als Einwegverpackungen.
Politische Weichenstellung: Jetzt kommt es auf die Umsetzung an
Mit der PPWR wurde auf europäischer Ebene ein wichtiger Schritt getan – nun geht es um die Umsetzung in den Mitgliedstaaten. Die Rednerinnen und Redner forderten einhellig, dass nationale Durchführungsakte ambitioniert gestaltet werden müssen.
Auch Dirk Reinsberg und Nicolas Schiffler vom BV GFGH nahmen vor Ort teil. Als Teil des europäischen Dachverbands CEGROBB unterstützt der BV GFGH die gemeinsame Zielsetzung, Mehrwegsysteme europaweit zu stärken und praxisgerechte Rahmenbedingungen für mittelständische Getränkefachgroßhändler zu schaffen.
Nach zehn Jahren REUSE Konferenz ist klar: Die Bewegung für Wiederverwendung wächst – von Brüssel bis Aarhus. Die diesjährige Konferenz zeigte, dass Lösungen vorhanden sind. Entscheidend wird es einmal mehr sein, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam die Skalierung von Mehrweg entschlossen vorantreiben.
Fotos: BV GFGH